Freedom Points
Zähneputzend im Zoom-Meeting
Zoom-Meetings sind schon sehr praktisch. Beim Zuhören einer Diskussion, kann man nebenbei auch andere Dinge tun. Wann macht man die Kamera aus, wann an? Wenn ich esse? Wenn ich aufs Klo gehe? Wenn ich Zähne putze?
Ich probierte es aus, Zähne putzend an einer Diskussion teilzunehmen. Ein etwas komisches Gefühl, mein Bild mit Zahnpastaschaum zu sehen, etwas unangenehm. Nicht sauber beim Saubermachen. Aber warum? Kamera ausmachen find ich blöd, wenn man irgendwann nur vor einem schwarzen Bildschirm redet, da fehlt das Persönliche. Der Kontakt. Da schau ich lieber anderen Leuten beim Essen oder Zähneputzen zu oder betrachte den leeren Bürostuhl.
Warum nicht die positiven Seiten des Online-Treffens auch mit der Kamera zeigen und leben, so kann jeder am Leben der anderen ein bisschen teilhaben. Das einzig unpraktische beim Zähneputzen war, dass ich zwischendurch nochmal zum Waschbecken musste. Das nächste Mal nehme ich den Laptop vielleicht gleich mit ins Bad.
Unrasiert und ungeniert
Wie ich mich als Frau in der Öffentlichkeit zeige, hängt viel mit einer Art gesellschaftlichem Bild zusammen. Mobbingerfahrungen haben mich irgendwann dazu gebracht, dass ich nicht mehr das anziehe, worauf ich Lust habe. Ich begann irgendwann bewusst darüber nachzudenken, ob das Oberteil und Unterteil zusammen passen. Sind meine Beine und Achseln rasiert? Als Frau gehört sich das. Ansonsten mache ich mich angreifbar. Doch warum eigentlich? Ja über diesen Punkt bin ich zum Glück schon länger drüber hinaus, auch wenn das Jahre gedauert hat. Ich ziehe an, worauf ich Lust habe. Leider bemerke ich immer noch die Blicke, wenn ich etwas ausgefalleneres trage.
Mit unrasierten Achseln fühle ich mich mittlerweile ganz wohl, aber mit behaarten Beinen immer noch nicht. Immer noch diese leise Stimme im Kopf, die mir sagt, als Frau müsse ich rasierte Beine haben. Gleichzeitig gefällt es mir selbst nicht, aber mein Denken ist da nicht frei. Gäbe es dieses gesellschaftliche Bild nicht, dann wäre es mir vermutlich egal. Also probiere ich es aus. Ich hoffe, dass ich eines Tages gar nicht mehr darüber nachdenke, ob ich rasiert bin oder nicht und was ich anhabe oder was nicht.
BH-los
Mit etwas größerer Oberweite gibt ein BH meinen Brüsten Halt beim Laufen. Manchmal stört mich der BH, warum also immer einen BH anziehen? Weil er den Brüsten eine Form gibt, weil man die Nippel nicht sieht, wenn es kalt ist. Und weil ich nicht möchte, dass jemand mir auf die Brüste schaut, weil die Form besser zu sehen ist.
Weil mir manchmal der Rücken weh tut, beschloss ich, es mal ohne BH zu probieren. Und so einkaufen zu gehen. Es war sein seltsames Gefühl, die Brüste schwangen mehr, gleichzeitig war es sehr angenehm, kein Zug vom BH auf den Schultern, kein Drücken am Brustkorb. Trotzdem zog ich ein Kleid an, bei dem das nicht zu sehr auffiel. Ich fühlte mich erstaunlich wohl damit und hatte auch nicht den Eindruck, dass es auffiel.
Die Tage danach zog ich manchmal einen BH an, manchmal nicht. Je nach Laune und Wetter. Denn der BH wärmt auch ein bisschen.
Rauchende Menschen
Mich als Nichtraucherin stört Zigarettenrauch sehr. Er brennt in meiner Nase. Und wenn ich wo sitze und z.B. frühstücke (draußen) in einem Café, und bekomme Zigarettenrauch in die Nase, vergeht mir der Appetit. Doch häufig sage ich nichts, denn schließlich ist es draußen an der frischen Luft. Naja, frisch ist sie für mich in dem Moment leider nicht wirklich. Aber häufig heißt es dann, ich sei so intolerant, draußen dürfte man ja schließlich rauchen. Aber hört die Freiheit einer rauchenden Person nicht auch da auf, wo sie meine Freiheit einschränkt? Ich denke, dass viele rauchende Menschen sich gar nicht darüber bewusst sind, wohin der Rauch zieht und das dies jemanden stören könnte. Wenn ich mit meinen Eltern unterwegs bin und äußere, dass mich Rauch stört, sind sie immer genervt von mir. Aber ich möchte mich ja auch wohl fühlen. Als ich diesmal mit meinem Vater alleine draußen saß und sich ein rauchender Mann in die Nähe setze und der Rauch ziemlich stark zu uns zog, stand ich auf und sprach ihn einfach an und fragte, ob es für ihn in Ordnung wäre, sich 2m weiter nach vorne zu setzen. Dies war kein Problem für ihn. Er rauchte einfach weiter und ich konnte in Ruhe mein Frühstück genießen.